In der Rubrik Conference Call with… berichte ich euch über Konferenzen, auf denen ich war oder auch selbst gesprochen habe.

Eine IT-Konferenz nur mit Speakerinnen…

“Es haben sich einfach keine Referentinnen für das Thema gefunden…” hört man oft, wenn es um das Thema Speakerinnen auf IT-Konferenzen geht. Manchmal hat sich auch keine Speakerin für den Call for Papers gemeldet. Schon öfter habe ich auf der Liste der Speaker*innen nur Männer stehen sehen.

Ich hatte mein Aha-Erlebnis, als ich einen Flyer mit der Vortragsübersicht einer größeren C#-Konferenz auf dem Tisch in der Büro-Küche fand. Ich war verwundert, dass da keine einzige Frau auf der Speaker-Liste stand. Das kann doch nicht sein, dass keine Frau auf dieser Konferenz spricht?!, dachte ich. Ich allein hatte früher einmal mit mindestens drei weiteren Power-Frauen in der C# Entwicklung gearbeitet… Aber gut, Flyer wieder weggelegt und vergessen. Voher ist mir das nie so wirklich aufgefallen. Irgendwann kam ich dann als einzige Entwicklerin in ein neues Team. Ich fing an verstärkt auf Konferenzen und Meetups zu gehen. Da fiel es mir dann auf: Ich war oft die einzige Frau oder eine von wirklich wenigen.

Mir fallen zwei Events ein. Die AWS Dev Days Germany 2018 oder auch der AWS Summit Berlin Anfang 2019: Kein Frage, tolle Veranstaltung, auf denen ich sein konnte. Jedoch fühlte ich mich als Frau schon ein wenig einsam. Ertappte mich sogar dabei, wie ich mich bei jeder Frau, der ich über den Weg lief, freute, dass sie da ist. Am liebsten hätte ich die arme Fremde vor Freude gedrückt. Bei Meetups ist es nicht anders. Da hüpft mein Herz auf vor Freude, wenn mal noch eine andere Frau dabei ist, oder wenn es mal eine Speakerin gibt. Das ist doch verrückt! Und irgendwie ist mir das schon ein bisschen peinlich… Ich würde mir gerne ein bisschen mehr Diversistät wünschen…

Und 2021 hätte nicht besser starten können mit der Cyberland Ladies Night: Denn die Organisator*innen der Cyberland haben genau das einfach mal gemacht: Eine deutsche Tech-Konferenz mit hochkarätigen Beiträgen nur von Speakerinnen. Mit vollem Erfolg!

Die Cyberland Ladies Night

Am frühen Abend des 25.01.2021 war es dann soweit. Die Türen in Cyberland öffneten sich und die Konferenz konnte beginnen. Organisiert durch Susanne, Hendrik, Tobias, Sandra und Falk und der Java Community gab es drei Tracks mit je drei Sessions zu den verschiedensten IT-Themen - alle wirklich spannend. Durch den Kontakt zu der lieben Sandra konnte ich meinen Talk “Infrastructure as Code with Terraform” präsentieren und so auch schon einmal mein Setup für die Javaland im März proben.

Das Social Event der Ladies Night fand über Gather statt. Die Sessions über einen Livestream. Gather ist ein Meeting-Dienst, bei dem man eine eigene kleine “Meeting-Welt” aufbauen kann. Teilnehmer haben einen kleinen 2D-Avatar. Wenn man anderen Teilnehmern näher kommt, öffnet sich sofort ein Video-Call. Es fühlt sich fast wie eine reale Konferenz oder ein Meetup an - mit Retro Game Charme. Die Livestreams konnten über den jeweiligen Session-Raum erreicht werden.

Die Vorbereitungen

Da ich als Speakerin zum Teil mit in den Vorbereitungen involviert war, kann ich darüber ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern. Die Organisatoren haben sich wirklich sehr Mühe gegeben, dass wir auf das Setup der Konferenz gut vorbereitet waren. Der Livestream wurde von den Speakerinnen mithilfe von OBS übertragen. Im Vorfeld bekamen wir von Tobias und Hendrik eine kleine Einführung und schön gestaltete Szenen-Screens. Ein bisschen Bammel hat ich ja schon, da die Sessions live waren. Mit der Vorbereitung fühlte ich mich dann aber recht sicher. An der Stelle auch noch mal einen herzlichen Dank für die Zeit, die vorher für die Betreuung der Speakerinnen reingesteckt wurde! Vor den Sessions hatten wir nochmal eine kurze Abstimmung mit den jeweiligen Moderator*innen.

Auch für die Zuhörer*innen der Konferenz gab es gut vorbereitete Guides mit Verhaltensregeln und einer Einführung zu Gather. Beides konnte man auch interaktiv im Konferenz-Gelände abrufen.

Das Sessions-Setup

Klar, es geht beim Livestream immer mal irgendetwas schief. So war es auch bei mir. Bei meiner Live Coding Szene hatte ich vergessen die Tonspur einzubinden. Beim der Moderator-Szene hat das Bild nicht ganz gepasst. Zum Glück war meine liebe Kollegin Jenny bei der Session mit dabei und konnte mir melden, wenn etwas nicht gepasst hat (1000-Dank, Liebes!). Falk, mein Moderator hatte das auch ein bisschen im Blick. Ich hatte aber das Gefühl, dass es doch ein paar zu viele Stellen waren, bei denen man aufpassen musste: Gather, eine Q&A Sektion über aha-aslides, der Livestream. Leute schrieben teilweise in Gather, teilweise in aha. Aber am Ende kam man doch zusammen und kleinere Technik-Schwierigkeiten waren schnell behoben. Ich glaube, das ist auch die Hauptsache. Man darf auch nicht vergessen: Es war eine kostenlose Community-Veranstaltung, die wirklich sehr gut aufgestellt war! Dass da mal irgendwo etwas schief geht, ist einfach menschlich und macht es dann doch auch irgendwie wieder charmant 😉

Die Sessions

16:30 Uhr öffneten die Pforten der Cyberland Ladies Night. An dem Abend fanden insgesamt neun Sessions statt verteilt auf drei parallel laufende Tracks. Ein charmantes Feature: Die Raumnamen der Sessions waren nach berühmten Frauen der Informatik benannt. Chritiane Floyd, Grace Hopper und Katie Bouman.

17 Uhr ging es endlich richtig los! Ich eröffnete mit meinem Talk “Infrastructure as Code with Terraform” die Ladies Night.

Terraform Session

Eine Live Coding Session durfte auch nicht fehlen!

Live Coding Terraform

Die Slides und Code Snippets zu meinem Talk findest du bei mir auf Github. Mehr zum Inhalt meiner Session kannst du in meinem Blogpost Terraform 101 nachlesen.

Parallel zu meiner Session liefen die Streams von Katrin Rabow (“Introvertiert und agil? Na, klar!”) und Sandra Ahlgrimm (“Java bei Microsoft”). Schade natürlich, dass man nicht allen Sessions beiwohnen konnte. Ich wäre gerne bei den beiden dabei gewesen!

Nach einem Talk gab es noch eine Q&A Session. Die Moderator*innen lasen die offenen Fragen vor und die Speakerinnen antworteten. Eine Session dauerte ca. eine Stunde. Danach gab es eine 30-minütige Pause, die man ganz entspannt in der Lobby (z.B. an der virtuellen Bar) verbringen konnte. Hierbei habe ich das Feature von Gather wahnsinnig geschätzt, da sich sofort der Video Chat öffnet, wenn die Avatare nahe beieinander stehen. Ein Feeling, wie auf einer Konferenz vor Ort!

Ein Plausch zwischendurch an der virtuellen Bar

Gegen 18:30 Uhr ging es dann mit den zweiten Sessions weiter. Ich habe Susanne Braun über das Thema “Eventual Consistency – Du musst keine Angst haben” gelauscht. Ich fand es wirklich spannend, wie sie über ihre Forschung berichtete. Parallel liefen Melanie Andriseks “Deutsch für Techies” und Larysa Visengeriyevas “Machine Learning Use Cases mit DDD und Design Canvas finden”. Nach der nächsten Pause (der Magen knurrte, ich brauchte dringend etwas zum Abendbrot!) gab es das grandiose Finale mit Carola Lilienthal und “Der Modulith”, Anika Zohrens “Warum es so schwierig ist, weniger schlecht zu programmieren” und “Technology beyond the 7th Layer” von Ix-chel Ruiz. Auch die letzten Sessions waren allesamt echt interessant. Leider konnte ich (wieder) nicht bei allen dabei sein. Anikas Stream hätte ich mir gerne angeschaut, aber leider gab es bei mir Probleme mit dem Ton (andere hatten da mehr Glück). Super schade! Ich hatte mich dann für die Modulithen-Session entschieden.

Alle Infos zu den einzelnen Sessions findet ihr auch noch einmal auf der Website der Cyberland.

Das Feeling

Grandios! Die Konferenz und den Austausch über Gather laufen zu lassen, hat sehr viel Spaß gemacht. Ich bin dankbar, für die Möglichkeit meine Erfahrung teilen zu können und für die daraus resultierenden, tollen Gespräche. Auch wenn es ein paar technische Herausforderungen an der einen oder anderen Stelle gab, hat das für die Freude bei mir keinen Abbruch bedeutet. Dass die Vorträge über Livestreams liefen, war für mich als Speakerin zuerst eine kleine Herausforderung. Wenn ich drüber nachdenke, hat das aber sogar den Charme der Konferenz ausgemacht. So fühlte es sich - trotz remote - fast wie eine richtige “Vor-Ort”-Konferenz an. Toll gemacht 👍

Let’s make it even greater 💪

Für den Q&A-Teil würde ich mir eine Verbesserung wünschen. Leider war es - zumindest bei meinem Setup schwierig, neben Streaming und Video Call mit dem Moderator, auch noch die Fragen selbst im Überblick zu halten. Da würde ich mir für die Speaker*innnen eine Möglichkeit wünschen, schnell die Fragen einzusehen. Das sehe ich aber als Tüpfelchen auf dem “i”. Die Moderator*innen haben einen guten Job gemacht. Fragen wurden im Vorfeld moderiert oder es wurde die Hinweisen (Ton, Bild etc.) an die Speakerin weitergegeben.

Der Ablauf der Ladies Night unterscheidete sich vom Vorgängerevent Cyberland 2D. Daher war das Streaming auf der Konferenz auch ein bisschen “Neuland”. Ich denke aus dem Format haben wir alle viel mitgenommen für weitere Veranstaltungen.

Zum Abschluss ein ❤️briefchen..

Liebe Cyberland Ladies Night,

bitte mehr davon! Ich finde es klasse, was die Java User Groups hier auf die Beine gestellt haben. Es ist aktuell nicht einfach den Spirit der Meetups und (lokalen) Konferenzen auch in den virtuellen Raum zu tragen. Die Verwendung von Gather hat dabei sehr geholfen, aber auch deine Community dahinter 🤗

Eine IT-Konferenz nur mit Speakerinnen mit einer großen Bandbreite an Themen auf die Beine zu stellen, ist eine super Idee. Ich bin sehr dankbar, Teil davon sein zu dürfen. Durch die Konferenz habe ich mich weiter mit wunderbaren Frauen aus der IT vernetzen können. Das macht mich glücklich und nimmt mir die Sorge, dass wir nur wenige sind. Dieses Glücksgefühl möchte ich gerne in die Welt hinaus posaunen!

Vielen, vielen Dank!

Deine Nora


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Happy Coding und bis zum nächsten Beitrag!

See ya!

PS: Du bist auch als Speakerin in der IT unterwegs? Dann schau doch mal bei speakerinnen.org vorbei und trag dich ein. 😎