Der 8. März: Ein Tag wie jeder andere und doch ist es heute ein besonderer Tag. Zum einen werde ich heute ein Jahr älter 🥳. Darauf freue ich mich sehr!

Zum anderen erinnern viele Initiativen und auch die ein oder andere Rose auf Schreibtischen daran, dass heute an Frauen auf der ganzen Welt gedacht wird. Am internationale Frauentag.

Heute ist dein Tag!

So viele Hashtags, so viele Aktionen, so viele Initiativen. Das tut sich aktuell viel im IT-Bereich. Vor ein paar Jahren noch lag eine Rose auf dem Schreibtisch auf Arbeit. “Danke, dass du eine Frau bist.” Und dich mit dieser Rose zufrieden gibst. Danke.

Zum Glück sind diese Tage vorbei, dass ich Rosen auf dem Schreibtisch liegen habe am 8.März. Mir war das schon immer ein wenig unangenehm. Nun gut, ich konnte mir zumindest noch sagen: Da gibt’s zum Geburtstag zumindest ein paar Blumen auf Arbeit. Aber du merkst es: So richtig konnte ich mit dieser Geste nichts anfangen. Zumal es auch nicht hilft bei einer Dursetzung von z.B. gleicher Bezahlung oder gemeinsames Arbeiten auf Augenhöhe.

👾 Aller Anfang…

Anfang: Ein gutes Stichwort. Ich möchte dir heute in diesem Blog-Post einen Einblick in meinen Werdegang in der IT-Welt geben und Mut machen. Mut, weiter zu machen, zu beginnen oder auch einfach nur den nächsten Schritt zu wagen. Wenn du eine Frau* bist, super! Wenn du ein Mann* bist, auch super! Denn egal welches Geschlecht, in uns wühlen im Endeffekt doch irgendwie - in der ein oder anderen Form - die gleichen Gedanken, Sorgen, Freudenfunken oder Ängste.

Ich habe noch so viel zu lernen und gebe mein Bestes, um jeden Tag ein kleines bisschen besser zu werden. Eben eine bessere Version von mir selbst.

🚀 Let’s begin - Do your Research

Ja, wie fing es bei mir an? Ich konnte mich anfangs nie so richtig entscheiden, was mal aus mir werden sollte. Aufgrund meiner Liebe zu Japan wollte ich eigentlich Japanologie studieren, bis irgend so ein Typ bei einem Treffen in meinem Freundeskreis sagte: “Damit kannst du nichts machen in Deutschland, weil du hier die Dolmetscherprüfung nicht machen kannst. Da musst du ins Ausland. In die USA oder so. Lass mal lieber.” Fuu - die 14-jährige Nora war am Boden zerstört. Hat es aber auch nie wirklich nachgeprüft. Mist. Japanisch hab ich mir trotzdem weiter selber beigebracht. Meine Lieblings-J-Pop-Songs habe ich einfach viel zu gern nachgesungen.

Na gut, was anderes musste her. Mein Vater hatte eine Firma. Mhm, vielleicht BWL? “Nee, BWL ist viel zu trocken. Das macht doch jeder.”, hörte ich dann ein zwei Jahre später. Ja, das klang auch nicht gut. Also musste wieder etwas anderes her! Lange gab es da nichts Konkretes: In der Oberstufe konnte ich mich auch nicht entscheiden: Ich mochte fast alle Fächer (bis auf GRW 😂) und hatte mich dann für die Leistungskurse Mathematik und Deutsch entschieden. Voll ins Schwarze getroffen! Mathe hatte so viel Spaß gemacht, was am Ende auch zu einem Studium der Mathematik führte.

🤓 Auf ins Studium - Praxis mitnehmen, wo es geht

Ich hatte mich schon vor meinem Studium bei einigen Programmen der umliegenden Hochschulen teilgenommen um ein Gefühl dafür zu bekommen, was ich später mal machen kann. Ich habe auch ein Praktikum bei einer Bank vor Studienbeginn gemacht. Mir war klar, dass ich etwas in einem naturwissenschaftlichen Bereich machen möchte. Vor allem, weil anderen Zweigen nachgesagt wurde, man verdient nur wenig. Das war anfangs meine treibende Kraft: ein guter Verdienst.

Mein Studiengang hatte gute Aussichten: Anstellung in einer Bank, Versicherung oder der IT möglich. Zum Glück hatte ich im Studium auch einen praktischen Programmier- bzw. IT-Anteil. Bereits in der Schule hatte ich aber schon das Fach Informatik und konnte damit an vorhandenes Wissen anknüpfen. Jackpot!

Wenn ich an die Wahl meines Studium denke, muss ich auch immer an meine Informatik-Lehrerin aus der Schulzeit denken. Ich hatte ihr damals gesagt, dass ich Mathematik studieren möchte. Sie hatte mir davon abgeraten. “Das kann ich mir bei dir nicht vorstellen. Um Erfolg zu haben, muss man außerdem Promovieren. Das ist anstrengend.” Ich weiß bis heute nicht, warum sie mich nicht in meinem Wunsch bestärkt hat. An meiner Leistung in Mathe kann es nicht gelegen haben. Rückblickend bin ich froh, dieses eine Mal nicht auf eine Empfehlung zu hören. Vielleicht war es auch eine unterbewusste Trotzhandlung gegenüber einer Autorität 🤷‍♀️ Wer weiß. Ich weiß aber, dass mir mein Mathe-Studium richtig viel Spaß gemacht. Es mich zur Informatik gebracht hat. Und das erfolgreich.

👩‍🔧‍ Learning by Doing

Was ich nicht wusste, habe ich mit Ehrgeiz und Einsatz wett gemacht: Mit freiwilligen Praktika und als Werksstudentin konnte ich praktische Erfahrung sammeln. In den Kursen an der Hochschule arbeite ich mit C#, in der Arbeit verwendete ich Java. Die praktische Erfahrung hat mich weitergebracht: Arbeit im Team und mit Kunden, Einarbeiten in eine neue Programmiersprache, Versionsverwaltung oder die Implementierung von externen Anforderungen. Auch heute noch ist es mir wichtig, sich an neuen Herausforderungen auszuprobieren - den Kopf offen für Veränderung zu haben.

👩‍💻 Die ersten Schritte im Arbeitsleben - als Frau oft in der Minderheit

Noch während meinem Diplom habe ich angefangen in meiner ersten Festanstellung zu arbeiten. Wieder eine neue Programmiersprache - dieses Mal C. Die Einarbeitung machte mir keine Probleme. In unserer IT-Abteilung war ich die jüngste Mitarbeiterin, mit 22. Wie auch in den vielen weiteren Teams, in den ich in den folgenden Jahren gearbeitet, gab es wenige Entwicklerinnen. Und so fehlte mir zu Beginn des Arbeitsleben irgendwie immer eine Leitfigur. Eine Entwicklerin, zu der ich aufschauen konnte. Selbst ist also die Frau. 💪

Ich arbeite am Anfang meiner Karriere in einer sehr konservativen Umgebung. Und so merkte ich sofort, wie wichtig die Umgebung in der Arbeit ist für das persönliche Weiterkommen ist. Mal wurde man nicht ernst genommen, weil man jung (und weiblich) ist. Mal gemobbt, weil man sich für japanische Manga und die Kultur interessiert. Mal bekam ich Tipps von einem älteren Kollegen, wie man die Schwangerschaft und die Zeit danach regeln sollte (“Nora, ach so schnell willst du nach der Geburt gar nicht mehr arbeiten wollen. Du wirst schon sehen.”).

Einmal wurde ich eingestellt, weil man unbedingt mehr weibliche Verstärkung im Team brauchte. Ein ander mal, weil meine Stimme so ansprechend sei für den Telefondienst beim IT-Support. Bei Letzteren wurde mir meine praktische Erfahrung sogar in der Gehaltsverhandlung aberkannt. “Wir müssen Sie ja erst einmal noch einarbeiten. Später, wenn sie sich gemacht haben, kann man dann ja noch einmal über Ihre Vorstellung reden.” Später, ja klar… 🤨

Und nichtsdestotrotz habe ich mich durchgebissen. Habe Erfahrung gesammelt, mich weitentwickelt und nie den Mut verloren. Oft sind dabei auch Tränen geflossen - ob auf der Damentoilette im Büro oder auch auf dem heimischen Sofa. Das war nicht schön, aber ich habe damit auch gelernt, wo meine Grenzen liegen. Wo ich Grenzen ziehen und woran ich an mir arbeiten muss. Dennoch auch: Woran noch meine Umgebung arbeiten sollte und wie ich das pushen kann.

💡 Jede Erfahrung bringt dich weiter

Ich habe ich auch mal als einzige Entwicklerin in einem größeren Team gearbeitet. Das war eine bezeichnende Zeit. Wirklich eingefunden habe ich mich nicht. Da spielten viele Faktoren rein, auch meine persönliche, mentale Verfassung zu dieser Zeit. Wenn ich so zurückblicke, hat mir diese Erfahrung gezeigt, was mir wichtig bei der Arbeit in einem Team ist. Und das ist gut. Denn mit jeder neuen Erfahrung weiß ich, was ich (mehr) will oder was ich nicht will. So arbeite ich jeden Tag einer besseren Version von mir selbst entgegen. Und am Ende kann ich sagen: Nichtsdestotrotz habe ich weiter programmiert - nevertheless she coded.

👯‍♀️ Such dir eine*n Mentor*in

Es gab aber nicht nur Herausforderungen. Ich bin sehr dankbar, dass ich in jedem Team bei jedem Arbeitgeber mindestens eine*n Kolleg*in hatte, die mich gefördert haben. Sie haben mir Tipps gegeben, Artikel weitergeleitet. Waren mir Vorbild, wenn es um den Einsatz für andere Kolleg*innen ging und schleppten mich auf Meetups oder empfahlen mir Barcamps. Es ist wichtig sich mit Menschen zu umgeben, von denen man lernen kann. Die mit einem gemeinsam dazulernen möchten. Und, die dich auch weiterbringen möchten. Das ein oder andere gemeinsame Kaltgetränk darf dabei natürlich auch getrunken werden 😉 Ich finde es sehr wichtig, dass der Arbeitgeber dafür den Raum gibt.

🎉 Sei ein*e Mentor*in

Ich habe mir meine Erfahrung zu Herzen genommen und versuche so viel wie möglich davon Weiterzugeben. Ich möchte junge Entwickler*innen ermutigen und Wertschätzung weitergeben. Die Arbeit mit Juniors macht mir unglaublich viel Spaß und bringt auch mich voran. In meinem aktuellen Job, habe ich auch die Möglichkeit dazu: Als Ausbilderin und Mentorin.

Für mich ist Mentoring ein Geben und Nehmen. Ich nehme auch ganz viel mit von den Eindrücken meiner Mentee. Wichtig ist dabei die Ehrlichkeit. Außerdem Transparenz und viel Empathie. Wenn du ein*e erfahrene*r Entwickler*in bist, kann man mit einem Mentoring Erfahrung weitergeben, aber auch die Welt mit den Augen eines Juniors sehen. Das öffnet den Kopf - erweitert das eigene Wissensprektrum. Wenn man die Welt ab und an einmal mit den Augen eines Anfängers sieht, verliert man nie die Neugier und entdeckt vielleicht auch wieder Dinge, die man vor vielen Jahren vergessen hat.

💬 Netzwerken

Zum Abschluss möchte ich dir noch die Kraft des Netzwerken zeigen. Meine Quelle sind Meetups, (Community-)Konferenzen oder auch Barcamps. Ein Kollege sagt mal: “Die richtigen Leute triffst du auf Events, die außerhalb der Arbeitszeit stattfinden.” Denn dann bezahlen es die meisten Firmen nicht. Es ist also Freizeit. Und so zeigt es, dass die Leute meistens die gleiche Passion teilen wie du. Das unterschreibe ich gerne. Klar, es trifft bestimmt nicht immer zu. Und das ist auch okay. Aber genau auf solchen Events, die nach der Arbeit oder über das Wochenende stattfanden, habe ich genau die richtigen Leute getroffen und möchte sie nicht mehr missen. ❤️

Ich will niemanden zum Wochenendeinsatz drängen. Ich will aufzeigen, dass es gut tut, sich auch einmal umzuschauen. Nach neuen Kontakten zu suchen und Gleichgesinnte zu finden. Netzwerken ist wichtig, denn neue Kontakte können dir auch neue Türen öffnen.

Bei einem Barcamp habe ich mich getraut, das erste Mal vor vielen Leute über meine Erfahrung in der IT zu berichten und Terraform vorzustellen. Das hat dazu geführt, dass du heute diesen Blog-Artikel liest oder mich auf Events sprechen siehst.

💜 Was möchte ich dir mitgeben:

  • Probiere dich aus. Schau dich nach Programmen der Hochschulen oder Orientierungspraktika in Unternehmen um. Nur so kannst herausfinden, ob z.B. die IT etwas für dich ist oder eben nicht.

  • Do your research! Lass dich von Anraten oder Empfehlungen nicht zu sehr beeinflussen. Heute kannst du viel im Internet recherchieren und dir eine eigene Meinung bilden.

  • Sammel praktische Erfahrungen - ob mit Praktika oder als Werksstudent*in. Jeder fängt einmal klein an.

  • Gib dich nicht zufrieden, wenn du nicht glücklich bist. Suche dir eine berufliche (oder auch private) Umgebung, die dich fördert und fordert. Die dir auch einmal Halt gibt, wenn es schwierig ist und die das beste aus dir heraus holen will.

  • Halte Ausschau nach inspirierenden Entwickler*innen. Vielleicht klappt es sogar mit einem Mentoring!✨

  • Vernetze dich mit anderen Entwickler*innen. Nutze dazu lokale Events, Meetups oder Barcamps.

  • Lass dich nicht unterkriegen! Du möchtest nichts lieber als Software entwickeln? Code. Code einfach weiter.

👐 Meetups und Initiativen, die Frauen vernetzen


Wie hat dir dieser Beitrag gefallen? War er inspirierend für dich? Lass es mich doch gerne mit einem Feedback, Like oder Share auf Twitter wissen.

Lasst euch heute feiern! 🎉

Nora See ya!